INTUITION ALS KOMPASS
Als wir mit unserem alten Camper-Van von Portugal in Richtung Schweiz aufbrachen, waren wir ruhig. Und das, obwohl wir innerhalb von nur zwei Wochen den Van zur Werkstatt und zum TÜV bringen, Käufer*innen finden sowie ein neues Occasions-Wohnmobil suchen und kaufen mussten – und das neben ausgiebigen medizinischen Abklärungen für Ramóns Augen mit ungewissem Ausgang und vielen anderen Terminen.
Der Grund, warum wir all dem gelassen entgegengingen, war, dass wir intuitiv klar fühlten, dass alles klappen würde. Ramón hatte eine starke Intuition, dass der Fahrzeugwechsel reibungslos verlaufen würde, und Selina spürte tief, dass sich für Ramóns Augen eine Lösung finden würde. Sie hatte sogar im Voraus intuitiv wahrgenommen, wie sich die Dinge im Detail entwickeln würden.
Vertrauen, auch wenn es eng wird
Als wir dann in der Schweiz ankamen und von der Werkstatt erfuhren, dass die Reparaturkosten fünfmal höher ausfielen als erwartet und zudem ungewiss war, ob die nötigen Ersatzteile überhaupt bestellt werden konnten, brachte uns auch das nicht aus der Ruhe. Wir spürten intuitiv, dass alles richtig war.
Auch als es drei Tage vor unserer Abreise noch so aussah, als gäbe es trotz unzähliger Untersuchungen keine Behandlungsmöglichkeit für Ramóns Augen, blieben wir gelassen – denn intuitiv fühlte sich alles gut an. Und kurz darauf bewahrheitete sich dieses Gefühl: Zwei Tage vor unserer Abreise wurde eine wahrscheinliche Ursache für die Erblindung gefunden, und entsprechende Medikamente wurden verschrieben.
Kein Einzelfall
Wir könnten Hunderte von Beispielen erzählen, in denen wir den Ausgang einer Situation intuitiv erspüren konnten. Ein Leben nach der Intuition ist für uns Alltag geworden – sie ist unser Kompass für unser Leben, sie gibt uns Richtung für jede größere Entscheidung, für nächste Schritte, schenkt uns neue Einsichten und Visionen privat und auch beruflich und nährt uns mit ihrer tiefen Weisheit und verbundenen, messerscharfen Intelligenz.
Intuition vs. Gefühle aus unbewussten Themen
Allerdings war unsere Intuition nicht immer so klar wie heute. Hier ein Beispiel, das das gut veranschaulicht:
Als Ramón Mitte zwanzig auf eine kleine Wanderung im Nebelregenwald Ecuadors ging, entschied er sich, an jeder Abzweigung ganz auf seine Intuition zu vertrauen. Die Wege wurden immer schmaler und sumpfiger, seine Laune immer schlechter. Schließlich landete er in einem Weidegebiet mit Stacheldraht, an dem er sich die Kleider aufriss. Mit Matsch in den Schuhen, ausgehungert und erschöpft stand er auf dem Feld und kratzte sich am Kopf über den Ausgang der Geschichte.
Solche Erfahrungen haben uns gezeigt, dass Intuition nicht einfach eine “göttliche” oder auch innere Stimme ist, der man blind folgen kann – und auch kein Bauchgefühl, auf das man sich unreflektiert verlassen sollte.
Intuition entspringt der tiefen Verbundenheit mit sich selbst und dem Leben. Intuition, das sind wir selbst in unserer Ganzheit, angebunden ans große Ganze! Doch sie ist nur eine von vielen Stimmen und Gefühlen in uns. Der Schlüssel zum Zugang zu ihrem großen Potenzial liegt darin, sie von Impulsen zu unterscheiden, die aus unseren Prägungen und ungelösten Themen stammen.
Kristallklare Intuition
Der einzige Weg, die Intuition klar und deutlich von Impulsen und Wahrnehmungen zu unterscheiden, die aus Prägungen und Traumata kommen, ist, diese und die daraus entstandenen Themen zu kennen.
Anfangs ist die Intuition wie ein Radiosignal, das meist von Rauschen überdeckt ist und nur hin und wieder aufflackert. Hintergrundrauschen und verschiedene Störsender beeinträchtigen das Signal und machen es schwer, zu erkennen, welche Eingebung aus welcher Quelle stammt.
Doch mit zunehmendem Verständnis der eigenen Themen und der dahinterliegenden Prägungen und Traumata wird die Intuition immer klarer. Diese Klarheit geht so weit, dass es mit der Zeit möglich wird, mit nahezu hundertprozentiger Genauigkeit zwischen Intuition und unbewussten Themen zu unterscheiden.
Ab diesem Punkt wird die Intuition immer mehr zu einer verlässlichen Quelle. Mit Jahren innerer Aufarbeitung und achtsamer Reflexion über die Trefferquote intuitiver Ahnungen werden die Ergebnisse immer beeindruckender. Die Beweise dafür, dass man durch Intuition tatsächlich Dinge weiß, die man über die äußeren Sinne nicht erfassen könnte, häufen sich – bis alle Zweifel daran verblassen.
Es lohnt sich
Jahrelange Aufarbeitung klingt erst einmal nicht allzu verlockend. Aber es lohnt sich! Es ist kaum in Worte zu fassen, wie viel geborgener man durchs Leben geht, wenn man die Intuition als Kompass in sich trägt. Täglich zu erleben, dass man mit dem Leben und der Welt verbunden ist – und in dieser Verbundenheit unterstützt und getragen wird – ist unvergleichlich schön.
Und übrigens – eine kristallklare Intuition ist nur einer der Effekte, die eine gründliche innere Aufarbeitung mit sich bringt. Sie erwacht in dir, gemeinsam mit anderen Aspekten wie echter und tiefer Selbstliebe, unermesslicher innerer Freiheit, Selbsterfahrung und -entfaltung und dem Erkennen der Schönheit des Lebens.