Kollektives Trauma
Man fühlt sich mit seinem Leid oft alleine. Tatsächlich ist das Gefühl der Isolation ein charakteristisches Merkmal von Traumata. Viele schämen sich für das, was ihnen passiert ist, und für den Zustand, in dem sie sich dadurch befinden. Es wirkt, als könnten alle anderen besser mit ihrem Leben und ihren Gefühlen umgehen – nur man selbst nicht.
Warum wir uns so oft alleine fühlen
Dass Einsamkeit ein so grosses Thema ist, liegt zu einem großen Teil daran, wie wir als Gesellschaft mit Schmerz und Trauma umgehen. Kollektiv neigen wir dazu, Traumata zu verdrängen, anstatt uns ihnen zuzuwenden. Dadurch werden Menschen, die direkt betroffen sind, oft stigmatisiert und ausgegrenzt. Von klein auf lernen wir, unser Leid zu verstecken – am besten so gut, dass wir es selbst gar nicht mehr sehen.
Die meisten Menschen sind sich ihrer eigenen Traumata nicht bewusst und erkennen gar nicht, dass auch sie etwas zu verarbeiten haben. Wer kann, verdrängt – und wer nicht kann, weil der Leidensdruck zu groß ist, wird oft an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Doch auf lange Sicht ist dieses Muster nicht tragfähig. Die Folgen sind überall sichtbar: Wir Menschen steuern, blind gelenkt von unseren ungelösten Traumata, immer wieder gegen die Wand. Die Trennung in uns selbst wird zur Trennung im Außen – sie führt zu Ausgrenzung, Egoismus und Hass.
Die Wahrheit über Trauma und Leid
Die Wahrheit ist: Wir sind mit unserem Leid alles andere als alleine. Jeder Mensch trägt Traumata in sich! Trauma wird über Generationen weitergegeben und wir sind durch zB. Kriege, Umweltkatastrophen, Pandemien, Terroranschläge etc. auch kollektiv traumatisiert – unsere gesamte Gesellschaft ist davon geprägt.
Wenn du dich also manchmal fragst: „Was kann ich persönlich zur Verbesserung der Welt beitragen?“, dann ist die Antwort ganz einfach: “Arbeite dich innerlich auf”. Denn mit jedem Menschen, der beginnt, sich ehrlich mit seinem Inneren auseinanderzusetzen, wird auch ein Stück kollektives Trauma geheilt.
Heilung wirkt in die Welt hinaus
Menschen, die sich aufarbeiten, werden empathischer, liebevoller und verständnisvoller. Sie interessieren sich aufrichtig für andere und überlegen bewusst, was sie Gutes in die Welt bringen können. Wer hingegen unbewusste, unverarbeitete Traumata in sich trägt, wird diese – bewusst oder unbewusst – in die Welt tragen. Dasselbe gilt auch für Heilung: Wer in echten Kontakt mit sich selbst kommt und Traumata integriert, bringt diese Heilung ebenfalls in die Welt.