HINGABE STATT KONTROLLE
Trauma fühlt sich oft an wie ein Fehler, der korrigiert werden muss. Man möchte die schwierigen Gefühle einfach loswerden, wünscht sich, das Erlebte wäre nie passiert, und ist wütend auf die Menschen, die einen verletzt oder nicht geschützt haben.
Doch um Trauma wirklich zu verstehen und damit arbeiten zu können, ist es hilfreich, es eher als Samen zu betrachten statt als Fehler.
Von der Akzeptanz zur Heilung
Wenn du akzeptierst, dass deine Erlebnisse zu deiner Lebensgeschichte gehören und dich als Wesen prägen und formen, kannst du beginnen, dich den Gefühlen und Themen zu widmen, die damit zusammenhängen. Ganz behutsam kannst du dich auf sie einlassen, dich von deiner Verletzung berühren lassen – und lernen, im Kontakt mit ihr ruhig zu werden.
Und genau hier beginnt die Magie: Durch liebevolle Zuwendung und die Bereitschaft, dich auf einen Prozess einzulassen, den du nicht kontrollieren, aber begleiten und pflegen kannst, beginnt etwas in dir zu sprießen. Ein kleiner Spross von Stärke, Liebe und Vertrauen – Vertrauen in dich selbst, ins Leben und in den Prozess.
Heilung bedeutet Verbindung, nicht Kontrolle
Trauma-Arbeit ist Kontakt. Ist Nähe. Ist Verbindung zu dir selbst. Und je mehr du dich dieser Verbindung öffnest, desto mehr verstehst du: Du musst keine Fehler beheben. Du bist keine defekte Maschine, sondern eine wunderschöne, einzigartige Pflanze, die aus ihren Verletzungen wächst. Es geht nicht um Kontrolle, sondern um Hingabe – um die Bereitschaft, mit einem Prozess mitzugehen, der unvorhersehbar ist.
Trauma-Arbeit ist ein organischer Prozess, in dem aus Verletzungen Stärken wachsen. Jeder Aspekt deiner Lebensgeschichte fügt sich in ein großes Ganzes, das dich als Mensch ausmacht. Nichts davon ist falsch. Es geht nicht darum, über Verletzungen hinauszuwachsen, sondern sie vollständig zu integrieren – sie zur Grundlage für Empathie, Selbstliebe und tiefere Sensitivität werden zu lassen.
Leben ist Prozess
Das Schöne dabei ist: Wenn du diesen Weg gehst, wirst du bald feststellen, dass das Leben selbst auf diesen Prozess ausgerichtet ist. Leben ist Prozess! Und je mehr du dich deinen inneren Prozessen hingibst, sie pflegst und mitgehst, anstatt dich gegen sie zu wehren, desto mehr lebst du.
Es mag paradox klingen, aber es ist wahr: Indem du dich deiner inneren Leere und den furchtbarsten Aspekten in dir zuwendest – und den Mut hast, dich den daraus entstehenden Prozessen hinzugeben –, entdeckst du erst die Fülle und die Schönheit des Lebens.